02.03.2021


Restaurierung einer Vespa mit historischem Hintergrund

Die Top-Renovierung einer bemerkenswerten Vespa mit sensationellem Hintergrund

Anfang 2020 bekamen wir die alte Hoffmann Vespa Bj 1952 zur Restauration. Ein Schmuckstück mit leider etwas zu viel Patina. Jahrzehntelang stand sie und wartete auf ihren Tag. Der Besitzer dieses einzigartigen Fahrzeuges war der weit bekannte Dr. Maertens, ein Liebhaber aller technischen Innovationen. Viele kennen wohl seine Schuhe, aber wissen nicht, dass er in unserem wunderschönen Heimatort Seeshaupt seit 1948 lebte. Er war hier auf dem Dorf Landarzt und fuhr bei Wind und Wetter mit seinem Roller, den er 1964 erwarb, die Bauernhöfe an, um medizinische Versorgung vor Ort zu leisten. Wenn der Winter zu hart war, stieg er auch mal auf ein Auto um, aber meistens war der Roller sein Wegbegleiter.

Hier ein wenig von der Geschichte des Dr. Maertens:

Die Dr. Martens Schuhe (eigentlich die Sohle) wurden von dem deutschen Arzt Klaus Maertens entwickelt, dem sie ihren Namen verdanken. Klaus Maertens, der als Arzt in der Wehrmacht gedient hatte, konstruierte die ersten Prototypen 1945, wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Dabei wollte er stabile Schuhe entwickeln, die eine weniger harte Schuhsohle haben als die konventionellen Sicherheitsstiefel, die er als Arbeiter tragen musste. Er selbst beschreibt die Realisierung seiner Idee später:

„Der Krieg ging zu Ende und jeder stürmte nach draußen und begann zu plündern. Doch während die meisten Leute nach Wertgegenständen wie Schmuck und Pelzen suchten, suchte ich mir einen Leisten, etwas Leder, Nadeln und Nähfäden und machte mir daraus ein Paar Schuhe mit den dicken luftgepolsterten Sohlen, die ich mir ausgedacht hatte.“

– Dr. Klaus Maertens

Sein Sohn brachte uns die alte Hoffmann Vespa mit der Bitte, sie doch wieder in ihren Urzustand zu bringen. Und so machte sich Wolfi ans Werk.
Man durfte nicht dran stoßen, sonst bröselte es gewaltig, Vorsichtig auf die Hebebühne gebracht und mit einer Herzensgeduld zerlegt und begutachtet.
Alle Schrauben und Schräubchen und Kleinteile wurden geprüft und überholt, aber auch gegebenenfalls neu bestellt. Die Seitenbacken konnten wir zum Glück über einen speziellen Teilehandel neu erwerben. Das Beinschild war so porös und selbst Wolfi war dem Rost gegenüber machtlos.
Unser Spezialist Michael Gruber „Blechmanufaktur Gruber“ in Geretsried nahm sich diesem und anderen Blechteilen an.
Die Recherche der fehlenden Teile war eine Mammutaufgabe und oftmals wurde dann etwas geliefert, was dann trotz detaillierter Beschreibung nicht passte. Also legte Wolfi selbst Hand an und drehte sich so manches auf seiner Drehbank passend oder er stellte es gleich neu her. Wir ließen den Zylinder feinbohren und honen, sie bekam einen neuen Tank und Fußbremshebel. Die Tachoblende, der Lenker und diverse Chromkleinteile wurden gerettet und neu verchromt. Natürlich wurden auch neue Kupplungsbelege und eine neue Kurbelwelle mit den passenden Simmeringen verbaut.

Ein neuer Vespa-Schraubensatz fand auch seine verschiedenen Plätzchen am Roller. Die Umrüstung auf eine 12 Volt Zündung macht den Roller alltagstauglich und die Stoßdämpfer vorne und hinten fangen jetzt endlich wieder alle Stöße ordentlich ab.
Es musste gelötet, geschweißt, angepasst und handverschliffen werden. So gingen Stunden und Tage ins Land bis heuer im März endlich der TÜV für die kleine grüne Hoffmann Vespa kommen durfte.

Unser TÜV Prüfer freute sich, ein solch wunderbares Fahrzeug begutachten zu können und sie erhielt ohne Bedenken (so steht es doch immer auf dem Bericht) eine Plakette.

Wir freuen uns, dieses Schmuckstück wieder an seinen Besitzer zurück geben zu können. Es war eine spannende Zeit zu beobachten, wie die kleine ‚Doc Martens‘ ins Leben zurückgerufen wurde.

Und danke an den Besitzer, der uns erlaubte, die Bilder und den Artikel auf unserer Webseite zu veröffentlichen.


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